70 % der Haushalte in Jülich heizen mit Gas. Die schrittweise Umstellung dieser Heizungen auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung erfordert eine umfassende Planung. Diese muss möglichst schnell Klarheit zur künftigen Wärmeversorgung auf dem gesamten Jülicher Stadtgebiet herstellen.
Dazu stellt die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen am 9. Februar im Planungs-, Umwelt- und Bauausschuss einen Antrag, mit dem die Verwaltung aufgefordert wird, die Bundesförderung von 100 % für die kommunale Wärmeplanung zu beantragen. Ziel ist es, für alle Hauseigentümer:innen Planungssicherheit zu schaffen, in welchem Teil des Stadtgebiets welche Art der Wärmeversorgung (leitungsgebunden oder dezentral und in Verbindung mit klimaneutralen Energieträgern) vorrangig eingesetzt werden soll.
„Viele Menschen fragen sich, wie sie in ihrem Haus vorgehen sollen. Gestiegene Energiekosten und die bevorstehende Verpflichtung, ab 2024 neu eingebaute Heizung auf der Basis von 65 Prozent erneuerbarer Energien zu betreiben, zwingen zum Handeln“, erläutert Fraktionsvorsitzender Sebastian Steininger den Hintergrund des Antrags. In zahlreichen alten Bestandsgebäuden ist der Einbau von Wärmepumpen aber mit hohen Sanierungskosten verbunden. Gerade in dicht bebauten Gebieten mit hohem Wärmebedarf bietet es sich eher an, die Gebäude über Wärmenetze zu versorgen.
Damit jetzt nicht Investitionsentscheidungen getroffen werden, die sich im Nachhinein als falsch erweisen, muss aus Sicht der Grünen so schnell wie möglich eine flächendeckende Wärmeplanung erstellt werden. „Klarheit ist vor allem bezüglich der Gebiete notwendig, in denen Wärmenetze die günstigste Möglichkeit der Wärmeversorgung darstellen. Ansonsten suchen sich finanzkräftige Hauseigentümer:innen individuelle Lösungen, die viel kosten und einen wirtschaftlichen Betrieb der Netze später erschweren“, ergänzt Steininger. Auch besteht ohne ein geplantes Vorgehen die Gefahr, dass die Stromnetze der steigenden Zahl von Wärmepumpen und E-Fahrzeugen nicht gewachsen sind.
Nach den Plänen der Bundesregierung soll die kommunale Wärmeplanung für alle größeren Kommunen ohnehin verpflichtend werden. Seit dem 1. November 2022 ist es über eine Impulsförderung der Kommunalrichtlinie für Kommunen in Braunkohlerevieren bereits jetzt möglich, eine 100 %-Finanzierung für die Planung zu erhalten. Mit der Planung werden externe Dienstleister:innen beauftragt. Angesichts der Haushaltssituation der Stadt Jülich muss diese Chance, die Planung vollständig finanziert zu bekommen, unbedingt genutzt werden.
Auch ist die Wärmewende ein zentraler Schlüsselbereich für die Erreichung der klimapolitischen Ziele und zur Reduzierung der Abhängigkeit von fossilen Energieimporten. Mehr als ein Drittel des gesamten Energiebedarfs in Deutschland wird zur Deckung des Wärmebedarfs in Gebäuden verwendet.